Commodore Amiga

Als der Firmengründer von Commodore, Jack Tramiel, aufgrund von internen Streitigkeiten seine Firma verließ, hinterließ er sie in einem etwas planlosen Zustand. Die neuen Chefs hatten keine brauchbaren Neuentwicklungen, und da viele der besten Entwickler mit Tramiel die Firma verlassen hatten sah es in dieser Hinsicht auch nicht sonderlich Rosig aus. Jedenfalls so lange bis Commodore von den Finanznöten der kleinen Firma Amiga Wind bekam.

Nach einigen Verhandlungen kaufte Commodore die Firma Amiga für 27 Millionen Dollar auf und verlangte, aus der in Entwicklung befindlichen Spielkonsole einen vollwertigen Computer zu machen. Aufgrund der Pläne von Jack Tramiel, der die Firma Atari aufgekauft hatte um Commodore Konkurrenz zu machen war das auch bitter nötig.

The wraps are about to come off the home computer of the decade

Der erste Amiga der dann schlußendlich 1985 erschien, der Amiga 1000, hatte geradezu sensationelle Fähigkeiten, war jedoch um längen zu teuer, als dass er reißenden Absatz finden könnte. Da Commodore sich in ernsten Finanznöten befand wollte außerdem in dem von Commodore anvisierten Marktsegment (Bürocomputer) niemand einen Rechner kaufen, von dessen Herstellerfirma niemand wußte ob sie nächste Woche noch existerte. Beim zwei Jahre später vorgestellten Amiga 500 bzw. 2000 stimmte dann der Preis und das Softwareangebot und der Verkauf rollte an.

Architektur

Die Basis eines jeden Amigas ist erst einmal ein Prozessor aus der MC 68000-Reihe von Motorola. Diese CPU wurde in der einen oder anderen Form in vielen 16 Bit Computern eingesetzt, in Ataris ST und TT, in Apples Lisa und Macintosh, sowie in einer abgespeckten Version im Sinclair QL.

Daneben findet sich in jedem Amiga das, was ihn so besonders macht: drei auf Grafik und Sound spezialisierte Zusatzchips, die alles schlugen was bis zum Erscheinen des Amigas verfügbar war (von ein paar Spielautomaten sowie High-End Grafikworkstations mal abgesehen). Diese Chips gab es in drei wesentlichen Versionen, einmal zusammengefaßt unter dem Begriff OCS-Chipsatz, die nächste Version hieß ECS-Chipsatz und die letzte AGA-Chipsatz. Man nennt die Chips auch Custom-Chips.

Fast-RAM? Chip-RAM? Slow-Fast-RAM? HÖH?

Memory Map Amiga Hierbei handelt es sich um die drei wesentlichen Arbeitsspeichertypen des Amigas. Um zu verstehen wo die Unterschiede liegen muß man ein paar Grundlagen kennen:

Die ersten CPUs die im Amiga verwendet wurden, die 68000er, konnten maximal 16 MByte RAM adressieren. Alle Register der Custom-Chips sowie das Kickstart-ROM müssen innerhalb dieser 16 MByte untergebracht werden damit man auf sie zugreifen kann. Dabei muß man jedoch auf die entsprechende Menge Arbeitsspeicher verzichten. Um auch für zukünftige Erweiterungen gerüstet zu sein teilte man diese 16 Mbyte Adreßraum in mehrere Teile.

Im ersten, "unteren" Teil findet sich das Chip-RAM, das maximal 2 MByte umfassen kann. Direkt danach kommen 8 Mbyte sogenanntes Fast-RAM. Dieser Bereich wird auch von den Registern eventuell vorhandener Zorro-II-Zusatzkarten verwendet und wird als Zorro-II Adreßraum bezeichnet. Der Rest wird von den Custom-Chip Registern sowie dem Kickstart-ROM und ein paar anderen Verwaltungsangelegenheiten belegt. Und jetzt wirds interessant: Der unterste Teil, also das Chip-RAM kann sowohl vom Prozessor, als auch von den Custom-Chips direkt angesprochen werden. Dadurch dass sich zwei Parteien den Zugriff teilen (gesteuert von Agnus) kommt es in der Praxis zu Geschwindigkeitseinbußen, da nicht jeder wann er grad will auf den Speicher zugreifen kann. Im 8 MByte großen Fast-RAM Bereich kommt nur der Prozessor zum Zuge, unbeeeinflußt von den Custom-Chips, und hier zeigt sich ein Vorteil dieses Konzepts: Custom Chips (besonders der Blitter) und Prozessor können voneinander unabhängig parallel arbeiten.

Im Normalfall werden Programme sowie nicht für Grafik und Sound benötigte Datenstrukturen im Fast-RAM abgelegt und alles was die Custom-Chips brauchen landet im Chip-RAM (daher auch der Name). Das sind nicht nur Grafik und Sounddaten, sondern auch Sachen wie Pufferspeicher fürs Diskettenlaufwerk, das ja über die Custom-Chips angesprochen wird. Daher kommt auch der Umstand, dass Chip-RAM von allen Speicherarten beim Amiga am wertvollsten ist. Man kann so viel Fast-RAM haben wie man will, wenn einem das Chip-RAM ausgeht kann man trotzdem keine neuen Screens aufmachen usw.

Das sogenannte Slow-Fast-RAM ist ein Mischling zwischen beiden Speicherarten. Aufgrund technischer Gegebenheiten verhält sich diese Speicherart bei Zugriffen genau wie das Chip-RAM, wenn also grad ein Custom-Chip Daten aus dem Speicher liest kann die CPU nichts aus diesem Speicher lesen. Der große Unterschied ist nur, dass die Custom Chips mit dem Slow-Fast-RAM nichts anfangen können! Daher ist das wohl die schlechteste Speicherart überhaupt, da sie so langsam ist wie Chip-RAM, aber trotzdem nur vom Prozessor genutzt werden kann. Die Original-Commodore A501 Erweiterung für den Amiga 500 zählt beispielsweise zu dieser Kategorie, aber auch die diversen 1,8 MByte Erweiterungen die es von Fremdherstellern für den 500er gibt. Ganz am Ende des Adreßbereichs findet sich noch das Betriebssystem: 256 oder 512 KByte ROM, je nach Version.

Mit der Einführung der 32-Bit Prozessoren im Amiga wurde die maximale Speichermenge auf ca. 4 GByte angehoben. Alles über den 16 MByte des alten Adreßraums wurde so für Speichererweiterungen und Zusatzkarten, die den 32-Bit Zorro-III Bus verwenden, frei. Darunter bleibt fast alles wie gehabt.

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