Die zweite Generation der Amiga-Computer-Reihe, der Amiga 3000, erschien etwa um 1990 herum. An der Grundarchitektur, den berühmten Custom-Chip-Trio Agnus, Paula und Denise, wurde auf den ersten Blick wenig verändert. Der Amiga 3000 besitzt aber im Gegensatz zu all seinen Vorgängern eine durchgängige 32-Bit Architektur, was einerseits einen höheren Datendurchsatz und andererseits einen höheren Speicherausbau ermöglicht. Außerdem wurden die gängigsten Erweiterungskarten des Amiga 2000 auf der Hauptplatine integriert, nämlich die Turbokarte A2630 und der SCSI-Controller A2091.
Das Betriebssystem lag ursprünglich in der gründlich überarbeiteten Version 2.0 vor. Als Zielgruppe waren Firmen und professionelle Anwender vorgesehen. Das Ganze wurde in ein Workstation-ähnliches Desktopgehäuse (Amiga 3000) oder in ein Towergehäuse (Amiga 3000 T) verpackt.
Mit der überarbeiteten Hires-Denise des neuen ECS-Grafikchipsatzes werden viele neue Darstellungsmodi möglich. Diese bedürfen jedoch eines neuen Monitors mit mehr als 15 KHz Zeilenfrequenz. Um dennoch die alten Modi auf einem neueren Monitor darstellen zu können, der die 15Khz nicht beherrscht, wurde im A3000 serienmäßig ein Scandoubler/Flickerfixer verbaut. Dieser Chip namens Amber hat die Aufgabe, das normale Amiga- Bildsignal für die "größeren" Monitore aufzubereiten. Das hierbei resultierende Bild ist äußerst stabil und sauber.
Statt der mittlerweile etwas betagten MC68000 CPU wurde beim Amiga 3000 der neue MC68030-Prozessor mit 16 oder 25 Mhz verbaut, welcher außerdem eine MMU beinhaltet. Ein mathematischer Koprozessor vom Typ MC68881 oder MC68882 kann nachgerüstet werden. Beide Prozessoren befinden sich bei frühen Revisionen des A3000 auf einer eigenen Prozessorplatine, die denselben 200 Pin Steckplatz verwendet, wie die im Amiga 4000 verbaute A3640 Prozessorkarte, das heißt die Karten sind prinzipiell austauschbar. Bei den späteren Revisionen wurde der Hauptprozessor auf das Mainboard aufgelötet, und für den Mathematischen Koprozessor war ein Sockel vorgesehen.
Die internen Steckplätze sind als ZORRO-III Slots ausgelegt, bei denen es sich um eine voll kompatible, 32-Bit breite und DMA-fähige Weiterentwicklung der ZORRO-II-Slots des A2000 handelt. Der vom A2000 bekannte Videoslot ist auch wieder mit von der Partie. Leider gibt es besonders bei den frühen Versionen Probleme mit Zorro III DMA und Bus-Mastering. Diese sind auf ältere Revisionen (alles unter Revision 11) des Buster-Chips zurückzuführen, welche auch beim Amiga 4000 für dieselben Probleme sorgen. Sollte der Chip gesockelt sein empfiehlt es sich, ihn gegen einen Chip mit der Revision 11 auszutauschen.
Serienmäßig ist der Amiga 3000 mit 1 MByte Fast-RAM bestückt. Um diesen Speicher weiter aufzurüsten stehen entweder 8 20pin DIP-Sockel oder 32 ZIP-RAM Sockel zur Verfügung, wobei eine Mischbestückung nicht möglich ist. Die DIP- Sockel akzeptieren bis zu 4 MByte RAM, die ZIP-Sockel bis zu 16 MByte. Mittels Turbokarten und Zorro-Steckkarten sind theoretisch bis zu 4 GByte Fast-RAM möglich. Das Chip-RAM Limit wurde mittels eines neuen Agnus-Chips (der bei den meisten älteren Modellen nachgerüstet werden kann) auf 2 MByte heraufgesetzt. Werksmäßig ist 1 MByte Chip-RAM aufgelötet, welches mit einer weiteren Reihe von DIP-Sockeln auf 2 MByte aufgerüstet werden kann. Die Chips sind dieselben wie beim Fast-RAM, also kann bei einer Fast-RAM Aufrüstung der alte Speicher als Chip-RAM verwendet werden.
Prinzipiell kann man alle Erweiterungskarten des Amiga 2000 auch im Amiga 3000 nutzen - sofern dies sinnvoll ist. Einer der älteren SCSI-Controller von Commodore macht wenig Sinn, da der A2091 praktisch auf der Hauptplatine integriert ist (siehe unten). Fraglich ist auch der Einsatz von alten Zorro-II Speichererweiterungen, weil diese nur 16 Bit breit angesprochen werden können und daher wesentlich langsamer sind als das auf der Hauptplatine unterbringbare Fast-RAM. Die Turbokarten vom A2000 sind ebenfalls nicht verwendbar, da der MMU-Steckplatz nicht vorhanden ist, würde aber auch wenig Sinn machen da dieser nur 16 Bit breit ist und außerdem der Rechner selbst bereits dieselbe Leistung (eher noch etwas mehr) wie die A2630 mitbringt.
SCSI Onboard
Eine weitere Besonderheit ist der SCSI-Controller auf der Hauptplatine. Commodore hat für den Amiga 3000 den SCSI-Customchip des A2091-Controllers modifiziert und in die 32-Bit Architektur des Rechners integriert. Dieser Chip kann über einen 32 Bit breiten Datenbus die Programme und Daten von angeschlossenen SCSI-Geräten über DMA direkt ins RAM übertragen.
Das Diskettenlaufwerk des 3000ers ist meist als HD-Variante ausgeführt. Dieses hat allerdings die Besonderheit, dass es nur mit der halben Umdrehungsgeschwindigkeit betrieben wird. Dies ist in der Tatsache begründet, dass "Paula", der Chip der unter anderem für die Diskettenansteuerung zuständig war, einfach zu langsam für ein HD-Laufwerk normaler Bauart ist. Warum dieser Chip in der gesamten Amiga Historie als einziger niemals verändert wurde, bleibt eines der Rätsel des Commodore Managements...
Der Amiga 3000 UX
Auf Basis des A3000 entstand auch der Amiga 3000UX, der mit dem Betriebssystem AMix ausgeliefert wurde. Leider kam nur eine geringe Stückzahl in den Handel. Mit ausgeliefert wurde das Streamerlaufwerk A3070. Die standardmäßige Speicherausstattung betrug 5 MByte (1 MByte Chip-RAM und 4 MByte Fast-RAM) sowie eine größere Festplatte mit etwa 250MByte.
Dummerweise brachte es Commodore fertig, ein Geschäft mit Sun Microsystems zu verpatzen. Die Firma hatte darum gebeten, den A3000UX unter Lizenz unter ihrem Namen als Low-Cost UNIX-Workstation verwenden zu dürfen, wobei die Fertigung von Commodore übernommen worden wäre.
Der Amiga 3000 T
Der A3000 wurde einige Zeit später mit einem vom Commodore PC-60-III abgeleitetem Towergehäuse ausgeliefert. Dies hatte den Vorteil, dass mehr Erweiterungen möglich waren (5 statt 4 Zorro-Steckplätze), und die Luftzirkulation wesentlich verbessert wurde. Auch hat man jetzt drei 5,25" und einen 3,5" Einbauschacht zur Verfügung. Weitere Verbesserungen beinhalteten die nochmals erweiterte Workbench 2.1 mit Lokalisierung (d.h. systemweit verschiedene Sprachen), mehrere neue Tools und Hilfsprogramme und Fehlerbereinigungen.
Ursprünglich sollte dieser Rechner Amiga 3500 heißen. Es gab auch noch eine A3000T Version die die A3640 CPU-Karte serienmäßig hatte, den Amiga 3000T40. Die Karte wurde in den Desktopversionen nie verwendet, da sie unerwartet heiß lief und die Luftzirkulation für einen stabilen Betrieb nicht ausreichte.
Kickstart-Chaos
Bei den frühesten Modellen war das Kickstart-ROM noch nicht als ROM vorhanden, sondern lediglich ein kleiner Loader, der das "ROM" aus einer Datei in einen Teil des Fast-RAMs kopierte und mittels der MMU den Rechner davon überzeugte, das Kickstart im Arbeitsspeicher zu verwenden. Dies wurde gemacht, damit man beliebige Betriebssystemversionen "Softkicken" kann. Aufgrund der Kompatibilitätsprobleme von Version 2.0 war das eine praktische Sache. Gewisse Ähnlichkeiten zum A1000 sind unübersehbar. Leider gibt es Probleme mit 68040 und 68060-CPUs, da sich die MMU in diesen Prozessoren von der im 68030 unterscheidet. Genauer gesagt, der Softkick-Mechanismus verwendet ein paar Features der 030er-MMU, die in den anderen Prozessoren nicht mehr vorhanden sind. Später wurde dann das Kickstart tatsächlich als ROM realisiert, wobei der A3000 aufgrund des SCSI-Controllers und ein paar anderer Eigenheiten eine spezielle Anpassung des Betriebssystems benötigt.
Trotz der vielen positiven Eigenschaften fand der Rechner keine große Verbreitung. Dies lag an Faktoren wie dem hohen Preis, den ungenügenden Anwendungsprogrammen und den Problemen älterer Software mit dem neuen Betriebssystem. So wurde er für viele wie der Amiga 1000 zum unerreichbaren Traumcomputer.
- Testbericht (Amiga-Magazin 06/1990)
- Testbericht (Power Play 11/1992)
Datenblatt | Amiga 3000 |
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Erscheinungsjahr: | Juni 1990 |
Ca. Neupreis: | ~6000,- DM |
Prozessor: | Motorola MC68030 |
FPU: | Motorola MC68881/68882 |
Taktfrequenz: | 25 Mhz oder 16 Mhz (FPU-Takt identisch mit CPU-Takt) |
Arbeitsspeicher: | 1 MByte Chip-RAM serienmäßig - Chip-RAM aufrüstbar auf 2 MByte auf dem Mainboard - bis zu 16 MByte Fast-RAM auf dem Mainboard - theoretisch bis zu 4 GByte Fast-RAM über Speichererweiterungskarten am Zorro-Bus oder über den Prozessorslot |
ROM: | 512 KByte Kickstart-ROM |
Betriebssystem: | Kickstart 2.0 |
Chipsatz: | ECS |
Grafikchip: | MOS 8373 "ECS Denise" |
Soundchip: | MOS 8264 "Paula" |
Ein-Ausgabechip: | MOS 5719 "Gary" |
Weitere Chips: | MOS 8372 "Fat Agnus" "Buster" "Ramsey" "Amber" |
Tastatur: | Amiga-Standardtastatur mit Ziffernblock, abgesetzt |
Gehäuseform: | Desktop (A3000) Bigtower (A3000T) |
Laufwerke: | 3,5" Diskettenlaufwerk, doppelseitig , hohe Dichte , 1760 KByte |
Anzeige: | 15 Khz RGB-Monitor VGA-Monitor Fernseher (Über TV-Modulator) |
Erweiterungsmöglichkeiten: | Über die Slots im Inneren - 4 Zorro-II/III 16/32bit Slots - 1 Video Slot in Reihe mit einem Zorro III Slot - 2 16-bit ISA in Reihe mit Zorro III slots - 1 Amiga 3000/4000 CPU Slot |
Ein-Ausgabe: | 2x Cinch für Stereo-Sound 2x Joystick-Port 1x RGB Monitoranschluß 1x Serieller Port 1x Paralleler Port 1x Diskettenlaufwerk 1x Tastatur |