Commodore 16 / 116 / plus4

Nach einigen Prototypen und nicht ausgeführten Plänen erschien um 1984 ein komplett neuer Homecomputerstandard von Commodore, der den C64 und VC-20 ablösen sollte: die Rechner der 264-Serie. Grundsätzlich bestand diese aus dem C16, der den alten VC-20 ersetzen sollte, und aus dem plus/4, der dem Anspruch professioneller Anwender durch viel Arbeitsspeicher und eingebauter Anwendungsprogramme gerecht werden sollte. Aber eigentlich hätte alles ganz anders werden sollen...

Der Commodore 116

Commodore 116

Commodore 116

Ursprünglich war eigentlich nur der Commodore 116 geplant gewesen, der als direkte Antwort auf den nur 49 Dollar billigen ZX-81 gedacht war. Zum Vergleich: der C64 kostete etwa 300 Dollar zu diesem Zeitpunkt. Daher entwickelte man einen einfachen All-In-One-Videochip , vereinfachte die C64-Architektur so weit wie möglich und verpasste dem Entwurf das "Gummikeyboard" und die geringe Größe. Der Preis für den C116 sollte ebenfalls nur 49 Dollar betragen. Dieser Rechner sollte dem C64 keine Konkurrenz bieten, sondern war für den Computereinsteiger gedacht, der erst einmal in die Materie hineinschnuppern wollte.

Wie bereits bei den Prototypen beschrieben kamen durch die internen Probleme bei Commodore im Endeffekt zwei andere Modelle auf den Markt: Der Commodore plus/4 und der Commodore 16.

Der C116 kam zwar offenbar nur in Deutschland, Ungarn und ein paar anderen Ländern in der Umgebung auf den Markt, scheinbar handelte es sich dabei aber lediglich um einen Abverkauf der bereits produzierten Einheiten. Er war technisch mit dem späteren C16 identisch. Ganz frühe Modelle hatten statt der linken Shift-Taste eine Escape-Taste und statt der Caps-Lock-Taste die Inst/Del Taste. Das Cursorfeld bestand im Gegensatz zum plus/4 nur aus einer einzigen kippbaren Taste. Das Mainboard ähnelt stark dem des plus/4, im Gegensatz zu der Neuenwicklung beim C16. Der Rechner war etwa 50 DM billiger als ein C16. Es wurden nur sehr wenige C116 verkauft, die Produktionszahlen lagen bei etwa 10.000.

Der Commodore 16

Commodore 16

Commodore 16

Der C16 war prinzipiell die nochmals geringfügig überarbeitete Hardware des C16. Er besaß nur ein Viertel des Arbeitsspeichers seines großen Bruders plus/4 und musste auf die eingebaute Software verzichten. Von den sowieso nicht gerade üppigen 16 KByte Hauptspeicher waren auch nur ca. 12 KByte für BASIC nutzbar, im Grafikmodus schrumpfte dieser Wert nochmals auf lediglich 2 KByte. Außerdem fehlte der beim plus/4 vorhandene Userport. Die restliche Hardware war praktisch mit dem plus/4 identisch.

Ausgeliefert wurde das Gerät in einem Gehäuse, das fast exakt mit dem des VC-20 oder C64 übereinstimmte. Die Gehäuse- und Tastaturfarbe und die Aussparungen für Anschlüsse an der Rückseite waren die offensichtlichsten Unterschiede. Die Tastatur unterschied sich ebenfalls, allerdings nur in Details wie den vier Cursortasten in der obersten Tastenreihe. Die Buchsen für Joysticks und Datasette mussten den 264-typischen Mini-DIN Anschlüssen weichen, die auch beim plus/4 und den Prototypen zum Einsatz kamen. Das Mainboard nahm nur etwa die Hälfte des Gehäusebodens ein, da es prinzipiell nur aus CPU, dem TED-Chip, etwas RAM und anderem Kleinkram (HF-Modulator usw.) bestand.

Der plus/4

Commodore plus/4

Commodore plus/4

Der Plus/4 war das "größte" Modell der 264er Reihe und wurde als Proficomputer mit eingebauter Software vermarktet.

Durch Druck auf F1 oder durch Eingabe von SYS 1525 wird die im ROM installierte Textverarbeitung gestartet. Von hier aus sind dann die drei anderen Programme (Tabellenkalkulation, Dateiverwaltung und "Grafikprogramm") erreichbar: Drückt man die Commodore-Taste und C, gelangt man in den sogenannten Kommandomodus. Der dort erscheinende Prompt gibt an, in welchem Programm man sich gerade befindet ("W>" für Wordprocessing/Textverarbeitung, "C>" für Calculation/Tabellenkalkulation und "F>" für File/Dateiverwaltung). Mit dem Befehl T (to), gefolgt von einem dieser Buchstaben, kann man das entsprechende Programm dann aufrufen (also z.B. "TC" für die Tabellenkalkulation).

Die eingebaute Software kann man leider kaum als professionell bezeichnen: Eine Textverarbeitung mit sehr begrenztem Speicherplatz, nämlich gerade mal 7623 Bytes (99 Zeilen mit je 77 Zeichen), eine sehr kleine Tabellenkalkulation (nur 17 Spalten und 50 Zeilen) eine schlechte Grafiksoftware (welche die Daten von den Tabellen zeigen konnte, aber nur im Textmodus) und eine kleine Datenbank (999 Einträge mit 17 Datenfeldern und pro Datenfeld maximal 38 Zeichen). Erschwerend kommt hinzu, daß ein Diskettenlaufwerk teilweise Pflicht ist.

Commodore plus/4 Innen

Commodore plus/4 Innen

Neben der geänderten Architektur, die sich in dem großen Programmspeicher und dem vom Umfang verdoppelten BASIC und Betriebssystem äußert, entspricht der prinzipielle Aufbau des plus/4 jedoch dem bisher von Commodore gewohnten. Das bedeutet: Zeropage ab $0000, Kernal-Sprungtabelle am oberen Speicherende und als Prozessor ein 6502-kompatibler. Während die Belegung der Zeropage angepasst werden muss, können Maschinenspracheprogrammierer die wichtigsten Systemroutinen (OPEN, CLOSE, BASIN, BSOUT...) wie bisher unmittelbar übernehmen. Die Speicherverwaltung besorgt, wie bereits im C64, auch hier ein spezieller PLA-Chip. Er verfügt jedoch über weiterreichende Möglichkeiten und enthält zudem einen Maschinensprache-Monitor "TEDMON", der von BASIC aus einfach über MONITOR aufgerufen werden kann.

Die Ansteuerung des nur beim plus/4 vorhandenen User-Ports erfolgt über einen bidirektionalen 8-Bit-Treiber und eine neue ACIA 6551A, die alle Signale einer RS232-Schnittstelle bereitstellt. Sie erzeugt jedoch nicht die erforderlichen RS-232-Pegel, sondern stellt vielmehr TTL-Pegel an den betreffenden Kontaktleisten zur Verfügung. Auch wer es gewohnt war, den 8-Bit-Parallelausgang stets auf den Pins C...L zu finden, darf den Lötkolben zwecks Adapterbau vorwärmen.

Hardwaredetails

Ähnlich wie beim VC-20 werden alle Operationen von einer 6502-kompatiblen CPU und lediglich einem Spezialchip, dem TED in diesem Fall, durchgeführt. Dies half natürlich hauptsächlich Kosten zu sparen. Der Prozessor und der TED teilen sich den Systembus, wobei der Prozessor lediglich während dem Strahlrücklauf mit den vollen 1,76 Mhz getaktet wird, und ansonsten mit exakt der Hälfte. Dies liegt daran, dass während dem Bildschirmaufbau sowohl Prozessor als auch TED Zugriff auf den Systembus benötigen.

Kompatibilitätsprobleme

Der Anschluss von Peripheriegeräten über den seriellen Bus wirft überhaupt keine Probleme auf. Speziell für die 264-Reihe wurde noch die 1551-Floppy entworfen, die sich zur 1541 bis auf den parallelen Anschluss über den Modulport und die dunkle Gehäusefarbe kaum unterschied. Dagegen gibt jedoch der Betrieb einer Datasette nicht nur durch den geänderten Stecker, sondern auch durch eine niedrigere Aufzeichnungsgeschwindigkeit zu Sorgen Anlass. Zwar funktioniert die VC-1530 nach Anfertigung eines Adapters exakt wie die neue VC1531, die Bänder sind aber in beiden Fällen nicht zwischen anderen CBM-Rechnern austauschbar. 

Bei den Anschlüssen für Joysticks und die Datasette sieht es düsterer aus. Commodore hatte den Einfall, statt den normalen Anschlüssen die heute bei Tastatur und Maus üblichen Mini-Din Anschlüsse zu verwenden. Das bedeutete entweder, dass man einen entsprechenden Adapter oder einen speziell dafür gebauten Joytick verwenden mußte. Dasselbe galt bei der Datasette.

Trotz der Tatsache, dass beide Rechner als Nachfolger des VC-20 angepriesen und verkauft wurden, waren sie gegenüber den anderen Heimcomputern nicht gerade konkurrenzfähig, vor allem weil 64 KByte RAM mittlerweile (1984) zum Standard geworden waren. So verschwanden die Geräte größtenteils in der Versenkung und wurden nur von diversen Supermarktketten als Lerncomputer verramscht. Aber wenigstens hatten alle Rechner dieser Serie einen eingebauten Reset-Schalter...

Screenshots
Einschaltbild des C16 und 116Einschaltbild des plus/4Die eingebaute Textverarbeitung des plus/4The Best Letter WriterTitelbild von Ace IICommando, C16 VersionCommando, plus/4 VersionSaboteur
Betriebssystem
Zeitungsartikel C16/116
Zeitungsartikel plus/4
Datenblatt Commodore 16 / 116 Commodore plus/4
Erscheinungsjahr: Juni 1984 Juni 1984
Ca. Neupreis: C16: 249,- DM
C116: 199,- DM
560,- DM
Prozessor: MOS 7501 MOS 7501
Taktfrequenz: 1,76 MHz 1,76 MHz
Arbeitsspeicher: 16 KByte, davon ca. 12 KByte nutzbar im Textmodus und ca. 2 KByte im Grafikmodus
Erweiterbar auf 64 KByte
64 KByte, davon ca. 60 KByte nutzbar im Textmodus und ca. 52 KByte im Grafikmodus
ROM: 32 KByte:
- Basic V3.5 (32 KByte)
64 KByte:
- Basic V3.5 (32 KByte)
- 3 plus 1 Software (32 KByte)
Grafikchip: MOS 7360 "TED" MOS 7360 "TED"
Soundchip: MOS 7360 "TED" MOS 7360 "TED"
Ein-Ausgabechip: MOS 7360 "TED" MOS 7360 "TED"
Tastatur: 66 Tasten (C16), 62 Tasten (C116), im Gehäuse eingebaut 67 Tasten, im Gehäuse eingebaut, kreuzförmiger Cursorblock
Gehäuseform: Tastaturcomputer, "Brotkastenform" beim C16 Tastaturcomputer
Anzeige: Fernseher
Composite-Monitor
Fernseher
Composite-Monitor
Erweiterungsmöglichkeiten: Modulsteckplatz Modulsteckplatz