Amiga 1000

Im Sommer 1985 wurde im Rahmen einer millionenschweren Multimedia-Show in New York der Urahn aller Amiga-Computer vorgestellt. Während der Präsentation, der auch der inzwischen verstorbene Pop-Künstler Andy Warhol und die Rocksängerin Debby Harrie (Blondie) beiwohnten, wurden besonders die multimedialen Fähigkeiten des Amigas groß herausgestellt. Im März 1986 wurde der Amiga in Deutschland vorgestellt, diesmal auf der Hannovermesse CeBIT. Beide Veranstaltungen zeigten den Besuchern ziemlich deutlich, dass eine neue, leistungsfähige Computergeneration erschienen war, die die Konkurrenz recht alt aussehen ließ.

Der Amiga 1000

Der Amiga 1000

Der Amiga 1000 kommt in einem Desktopgehäuse mit abgesetzter Tastatur daher. Ein Diskettenlaufwerk mit 880 KByte formatierter Kapazität ist vorne rechts fest eingebaut, die Tastatur kann im Ruhezustand unter das Gerät geschoben werden - eine sehr saubere und aufgeräumt wirkende Lösung. Gegenüber späteren Modellen unterscheidet sich das Layout der Tastatur erheblich - die Cursortasten sind in Plus-Form abgelegt und das numerische Tastenfeld lässt einige Tasten vermissen, auch ist das gesamte Layout "komprimierter" als bei späteren Tastaturvarianten.

Die Maus und ein Joystick werden rechts angesteckt, wobei die Maus für gewöhnlich einen Winkelstecker besaß und nicht den geraden Stecker, den die Mäuse der späteren Amiga-Modelle hatten. Auch rechts am Gehäuse: der Erweiterungssteckplatz. Im Gehäuse selbst finden keine Erweiterungen Platz, lediglich hinter einer Klappe links vom Diskettenlaufwerk kann eine Speichererweiterung eingebaut werden. Im Netzteil befindet sich ein sehr leiser Lüfter, der während dem Arbeiten kaum auffällt.

Die Technik innendrin war alles andere als gewöhnlich. Ein Motorola MC68000 findet sich auf der Hauptplatine, zusammen mit 256 KByte Hauptspeicher. Dazu kommen drei besondere Chips, die dem Amiga seine hohe Leistungsfähigkeit im Multimediabereich verleihen:

Speicherausstattung

Der kleine Hauptspeicher von nur 256 KByte in der Standardvariante kommt einem beim effektiven Arbeiten mit dem Gerät ziemlich schnell in die Quere. Will man die volle Grafikpracht, gehen für den Bildschirmspeicher allein 128 KByte verloren. Fast schon zwingend erforderlich ist die Standarderweiterung A1050, die das Gerät auf immerhin 512 KByte bringt.

Wie auf der Amiga-Hauptseite diskutiert, gibt es beim Amiga zwei hauptsächliche Speicherarten, mit der für Grafik und Ton wichtigsten, dem Chip-RAM, ist der Amiga 1000 nur spärlich ausgerüstet. Da er nur ein frühes Modell des Agnus-Chips verwenden kann, ist bei ihm bei 512 KByte Chip-RAM Schluss. Diese Einschränkung teilt er mit frühen Modellen des Amiga 2000.

Multitasking für die Massen

Ein anderes fortschrittliches Merkmal des Amiga 1000 war das mitgelieferte Betriebssystem AmigaOS, welches in einen residenten Teil, das Kickstart, und einen nachzuladenden Teil, die Workbench unterteilt war. Während man von der Konkurrenz gewohnt war, nur mit einem Programm gleichzeitig arbeiten zu können, wurde einem mit dem Amiga eine gänzlich neue Art der Computeranwendung präsentiert, die man damals eher aus dem Server- und Workstationbereich und kaum aus dem Heimbereich kannte. Mehrere Programme teilten sich gleichzeitig die Hardware, was einem eine erheblich bequemere und natürlichere Anwendung des Computers ermöglicht.

Beispielsweise können bei der Erstellung eines Verkaufsberichts Textverarbeitung, Grafikprogramm und Tabellenkalkulation gleichzeitig laufen, und so kann man die Einzelteile perfekt aufeinander abstimmen bevor man das Endergebnis zusammensetzt. Auf einem PC war das zwar auch möglich, aber nur indem man laufend Programme startete und beendete. Außerdem kann man auf dem Amiga, da die Programme quasi gleichzeitig laufen, aufwendige Berechnungen im Hintergrund abarbeiten lassen, während man sich um andere, weniger rechenintensive Dinge kümmert, bei denen der Computer die meiste Zeit auf Benutzereingaben wartet.

Das Betriebssystem verfügt auch über eine eingebaute grafische Benutzeroberfläche namens Workbench, die, wie die meisten anderen Oberflächen aus dieser Zeit, mausgesteuert war, und Fenster, Buttons und Pull-Down Menüs unterstützte. Dazu kam noch die einzigartige Möglichkeit des "Bildschirmziehens". Üblicherweise öffnete jedes Programm einen eigenen "Bildschirm" (heute würde man Desktop sagen), mit eigener Farbtiefe, Palette und Auflösung. Jetzt kann man diese Bildschirme wie einen Satz Karten mischen, und durch herunterziehen die dahinterliegenden Bildschirme sichtbar machen.

A1000 Piggyback

A1000 Piggyback

Eine Besonderheit des 1000ers war, dass das Betriebssystem nicht wie bei den Nachfolgemodellen im ROM zu finden war (dort befand sich nur ein Programm, um das Kickstart in einen vorbestimmten Speicherbereich zu laden), sondern sich auf einer sogenannten Kickstart-Diskette befand. Dies wurde nur gemacht, damit Systemupdates (die zu dieser Zeit noch sehr häufig waren) einfach und billig zu bewerkstelligen waren. Zu Anfang befand sich dieser Speicher noch auf einer extra Piggy-Back Platine die direkt auf die Hauptplatine aufgesteckt wurde.

Leider waren besonders die Betriebssystemversion 1.2 und früher aufgrund des kurzen Entwicklungszeitraums teilweise noch instabil, es kam vor, dass man nach einem einfachen Tastendruck in einem Textprogramm einen bildschönen Systemabsturz provozierte. Zum Glück bekam Commodore dies mit Kickstart/Workbench 1.3 einigermaßen in den Griff.

Phönix aus der Asche

Beim A1000 Phoenix bzw. A1000+ ECS handelt es sich um eine vorbestellungsfinanzierte Ersatz-Hauptplatine die in Südaustralien entwickelt und produziert wurde. Um den alten Amiga 1000 auf den neuesten Stand zu bringen (ca. 1991) enthielt sie Kickstart 1.3 im ROM und einen SCSI-Controller onboard. Dazu kamen noch der ECS-Chipsatz und eine akkugepufferte Echtzeituhr. Sogar eine FPU war vorhanden. Weitere Merkmale waren ein Turbokartenanschluss, ein Zorro-II Steckplatz und der Videosteckplatz des Amiga 2000. Die Karten mussten allerdings in einem externen Gehäuse montiert werden. 

Der Amiga 1000 ist relativ selten verkauft worden da sein Einstiegspreis sehr hoch lag. Bei den Erweiterungsmöglichkeiten sieht es verglichen mit dem Amiga 2000 relativ übel aus, sofern man sich nicht mit einer kleinen Bastelei behilft: Der Expansionsport an der rechten Seite entspricht genau dem des Amiga 500 - nur sind die Kontakte verkehrt herum.

Screenshots
Amiga 1000 EinschaltbildschirmKickstart 1.1 EinschaltbildschirmWorkbench 1.1MindwalkerTitelbild von HybrisPorts of CallDefender of the CrownAmegasBeckertextDeluxe Paint IIIDeluxe PhotolabDigipaint 3Realsoft 3D 1.4Soundtracker IIGFA BASIC
Betriebssystem
Zeitungsartikel
Datenblatt Amiga 1000
Erscheinungsjahr: Juli 1985
Ca. Neupreis: 3198,- DM
Prozessor: Motorola MC68000
Taktfrequenz: 7.09 Mhz (PAL)
7.14 Mhz (NTSC)
Arbeitsspeicher: 256 KByte Chip-RAM serienmäßig
ROM: 256 KByte Kickstart-WOM
8 KByte Bootstrap-ROM
Betriebssystem: Kickstart 1.0 bis 1.3
Chipsatz: Alter OCS
Grafikchip: MOS 8362 "Denise"
Soundchip: MOS 8264 "Paula"
Ein-Ausgabechip: Die Funktionen des späteren MOS 5719 "Gary", diskret aufgebaut
Weitere Chips: MOS 8361/8367 "Agnus"
Tastatur: Amiga-1000 Tastatur mit abgesetztem Ziffernblock, abgesetzt
Gehäuseform: Desktop mit abgesetzer Tastatur
Laufwerke: 3,5" Diskettenlaufwerk, doppelseitig , doppelte Dichte , 880 KByte
Anzeige: Composite-Monitor
RGB-Monitor
Fernseher (Über TV-Modulator)
Erweiterungsmöglichkeiten: Über den Speichererweiterungsanschluß an der Vorderseite
Über den Prozessorslot an der Rechten Seite
Ein-Ausgabe: 1x Expansions-Port
2x Cinch für Stereo-Audio
2x Joystick-Port
1x RGB Monitoranschluß
1x Composite-Monitoranschluß
1x Serieller Port
1x Paralleler Port (Speziell)
1x Tastatur (RJ11-Stecker)
1x Diskettenlaufwerk