AmigaOS 1.X

Der Amiga besitz ein Betriebssystem, das quasi in zwei Teile gespalten ist. Bezeichnet werden die Teile für gewöhnlich als "Kickstart" für den im ROM befindlichen Teil und als "Workbench" für den auf den Disketten befindlichen Teil. Der Begriff Workbench bezeichnet hierbei die Benutzeroberfläche. Tatsächlich ist diese ebenfalls im ROM enthalten, auf den Disketten finden sich die Voreinsteller, die Programme für den Kommandozeileninterpreter CLI (dieser ist ebenfalls im ROM), Schriften und allerlei andere Programme wie Formatierprogramme, Basic-Interpreter usw.

Das Kickstart-ROM beinhaltet die Kernkomponenten des Betriebssystems wie den Multitasking-Kern (exec.library), die Fensterverwaltung (intuition.library), die Routinen der Benutzeroberfläche (workbench.library), das DOS (dos.library) und vieles mehr. Der Begriff "Kickstart" stammt eigentlich aus dem Motorradslang und bezeichnet den Anlasser (Kickstarter) bei einem Motorrad. Zur Zeit des Amiga 1000 wurde das ROM, das den kompletten Betriebssystemkern enthielt und so essentiell wichtig für die Funktion des Rechners war, noch von Diskette in einen speziellen WORM (Write Once, Read Many) Speicher geladen. Daher stammt der Spitzname "Kickstart-Disk". Dies hat sich dann auch auf den in späteren Modellen verwendeten ROM-Baustein übertragen, und so spricht man heute meist von einem "Kickstart-ROM".

Konzept

Beim Betriebssystem selbst fällt sofort ein modernes Multitasking-Konzept auf, das Elemente von MP/M enthält. Der Benutzer kann auf dem Amiga mehrere Programme scheinbar gleichzeitig ausführen. Die CPU kann natürlich nur eines zugleich bearbeiten, also bekommt jedes Programm eine seiner Priorität entsprechende Zeitscheibe. Das Betriebssystem überwacht die Zeit in der ein Programm die Kontrolle über die CPU hat, um nach wenigen Millisekunden einem anderen Programm den Vorzug zu geben.

Eine wichtige Eigenschaft des AmigaOS ist es nun, Prozesse synchronisieren zu können. Das Betriebssystem hält Programm 2 zum Beispiel an, wenn Programm 1 noch nicht weit genug gearbeitet hat. Dieses Konzept, damals im PC-Bereich wenig bekannt, eröffnete neue Dimensionen. Ein komplexes Softwareprojekt kann in mehrere Prozesse aufgeteilt werden die alle einzeln getestet und geschrieben werden. Erst ganz zum Schluss fügt man das gesamte System zusammen und lässt es in der Multitasking-Umgebung ablaufen.

Die Ein-Ausgabeoperationen erfolgen über Devices, wobei das Betriebssystem bei Laufwerken sowohl den Diskettennamen (z.B. "Workbench 1.3) als auch den Device-Namen (z.B. "DF0:") akzeptiert. Der Diskettenname hat hierbei immer Vorrang. Um jetzt dem Betriebssystem ein neues Gerät bekanntzumachen, benötigte man eine sog. Mountlist, die Parameter wie Sektoranzahl usw. enthielt und ein entsprechendes <IRGENDWAS>.device, also eine Treiberdatei, die die I/O-Operationen ausführt. Ein CD-Laufwerk hinzuzufügen wird so zu einer trivialen Aufgabe (im gegensatz zu MS-DOS PCs...). Außer Laufwerken gab es auch Geräte wie CON:, also das Terminal, oder SER:, die Serielle Schnittstelle. Für die Ansteuerung von Druckern gab es sogar zwei Möglichkeiten: einmal direkt über PAR:, was die Daten einfach so rausschickte, und dann noch über PRT:, was die Daten erst mal durch den Workbench-Druckertreiber schickte, und dann erst über die in den Prefs eingestellte Schnittstelle (SER: oder PAR:).

Benutzeroberfläche

Die Benutzeroberfläche namens Workbench wird wie bei der Konkurrenz Apple mit Icons, Menüs und einer Maus gesteuert. Bekannte Features wie Drag-and-Drop werden durch das Konzept der Virtuellen Bildschirme ergänzt. Dabei werden quasi mehrere Bildschirme mit verschiedenen Auflösungen, Farbtiefen und Paletten hintereinander dargestellt. Durch einen Hardware-Trick, der durch den Copper-Chip möglich gemacht wird, können diese Bildschirme "heruntergezogen" werden, so dass auch wirklich mehrere Schirme gleichzeitig sichtbar sind. Der praktische Nutzen ist eine Übersichtliche Aufteilung der gleichzeitig laufenden Programme, die je nach Bedarf mit anderen Bildschirmmodi arbeiten können.

Versionen

Die meisten früheren Amigas (500, 1000 und 2000) wurden ursprünglich mit der Kickstart-Version 1.2 ausgeliefert. Diese besaß zwar bereits AutoConfig, aber selbiges war unbrauchbar, da ein wichtiges Register statt auf die Expansion-Base auf die Exec-Base zeigte. Weiter fehlte dem Kickstart 1.2 die Autoboot-Fähigkeit.

Mit der Version 1.3 wurde der besagte Fehler beseitigt, und die Autoboot-Fähigkeit bereitgestellt. Außerdem wurden viele Icons der Workbench neu gestaltet und kleinere Probleme beseitigt. Man konnte allerdings auch mit einem 1.2er ROM die neue 1.3er Workbench betreiben.

Screenshots
Amiga 1000 EinschaltbildschirmKickstart 1.1 EinschaltbildschirmWorkbench 1.1 StartupWorkbench 1.1Workbench 1.1NotepadKickstart 1.2 EinschaltbildschirmWorkbench 1.2 StartupWorkbench 1.2Workbench 1.2NotepadKickstart 1.3 EinschaltbildschirmWorkbench 1.3Workbench 1.3 StartupWorkbench 1.3PreferencesNotepadAmiga BASICLinie2 Demo