Commodore SX-64

Im Januar 1983 wurde von Commodore eine modifizierte Version des Commodore 64 vorgestellt. Die Modifikationen bezogen sich nicht auf die Hardware an sich, sondern darauf, wie sie verpackt war. Vom neu vorgestellten Rechner sollte es zuerst zwei Untermodelle geben, den Commodore SX-100 und den DX-64, beides prinzipiell ein C64 in einem großen, tragbaren Metallgehäuse. Gewisse konzeptionelle Ähnlichkeiten zum Osborne 1 (ein ebenfalls portabler CP/M Rechner von 1981) oder einem Oszilloskop lassen sich nicht leugnen. Beim SX-100 enthielt dieses Gehäuse eine zur 1541 kompatible Floppy und einen 5" Schwarzweißbildschirm. Der DX-64 war mit zwei dieser Floppys und einem 5" Farbbildschirm ausgestattet.

SX-64 ausgeklappt

SX-64 ausgeklappt

Nach der offiziellen Vorstellung wurden der SX-100 jedoch durch den SX-64 ersetzt, der mit einem 5" Farbbildschirm ausgestattet war, ansonsten aber zum SX-100 identisch war. Zur Namensgebung gibt es mehrere Theorien, für meine Begriffe ist "Single Drive EXecutive 64" bzw. "Double Drive EXecutive 64" am wahrscheinlichsten.

Es handelt sich beim SX-64 tatsächlich um den ersten tragbaren Computer der Welt mit Farbmonitor. Tragbar ist hierbei jedoch relativ, eine Batterie ist nicht enthalten und beim Transport gehen die etwa 15 Kg ziemlich auf die Arme. Trotzdem ist der Rechner außerordentlich praktisch, wenn man viel unterwegs ist (obwohl heutzutage ein Notebook mit C64-Emulator wohl praktischer ist... ich weiß, ist nicht dasselbe ;-) ). Die Tastatur ist abnehmbar und wird zum Transport an der Vorderseite angeklipst. Der Tragegriff kann bei Rechnerbetrieb als Gehäuseständer verwendet werden.

Das Keyboardkabel ist etwa 30 - 40 cm lang und ist an einem Ende doppelt abgewinkelt, damit es in den vertieft liegenden Stecker am Rechner paßt. Sollte das Kabel einmal kaputt gehen, kann man ein normales serielles Kabel mit 25 Pins verwenden, vorausgesetzt man schafft es, eine Seite mit dem Anschluß am Rechner zu verbinden (da ists recht eng).

Die Unterschiede zum normalen C64

Der Rechner besteht prinzipiell aus drei Platinen, einem Diskettenlaufwerk, der Monitorbaugruppe und dem Netzteil. Zwei dieser Platinen gehören zum C64, eine zur Floppy. Die große, von vorn nach hinten reichende Platine enthält den Prozessor, die Spezialchips bis auf die CIAs, die ROMs und das RAM. Die CIAs sind mitsamt den Anschlüssen an die Außenwelt auf eine eigene Platine ausgewandert, die mittels Steckleiste mit der Hauptplatine verbunden ist und I/O Platine genannt wird. Expansion-Port, User-Port und sonstige Anschlüsse sind intern mit FLachbandkabeln mit der I/O Platine verbunden. Der User-Port befindet sich an der Gehäuserückseite über dem Netzteil, der Expansion-Port auf der Gehäuseoberseite hinter einer Klappe. Die Floppy-Platine enthält praktisch die gesamte Elektronik einer normalen 1541.

SX-64 eingeklappt

SX-64 eingeklappt

Aus dem ROM des Rechners wurden die Kassettenlaufwerksroutinen entfernt und es gibt auch eine andere Einschaltmeldung mit anderen Farben, die auf dem kleinen Schirm besser lesbar sind. Der Kassettenanschluss selbst wurde nicht nach außen geführt, er ist aber auf dem Mainboard vorhanden. Der TV-Modulator fehlt völlig, der Anschluss für einen externen Monitor ist aber vorhanden.

Beim Modulschacht gab es anfangs Probleme, denn das verwendete minderwertige Flachbandkabel sorgte für viele Probleme mit RAM-Erweiterungen und neueren Steckmodulen. Dies veranlasste Commodore, einen Service-Pack mit besserem Kabel herauszubringen. Auch passten einige Module mechanisch nicht so recht in den Schacht und hatten deshalb nicht richtig Kontakt. Davon abgesehen funktionierten natürlich alle Steckmodule des C64 mit dem SX64. Genauso arbeiten alle Laufwerke und Drucker des 64ers mit dem SX64 zusammen. Lediglich der User-Port erfuhr eine Änderung, eine der 9V-Leitungen ist beim SX64 geerdet im Gegensatz zum C64, was zu Problemen und Defekten bei Einsatz bestimmter Erweiterungen führen kann.

Ein weiteres Detail betrifft den Soundchip. Der Filter scheint falsch kalibriert zu sein, denn verglichen mit einem normalen C64-I ist der Filter extrem stark, teilweise werden gefilterte Klänge praktisch unhörbar. Dieses Manko kann man glücklicherweise durch eine Mainboardmodifikation aus der Welt schaffen.

Vom DX-64 gibt es nur extrem wenige Geräte. Offenbar gab es Probleme mit der Stromversorgung für das zusätzliche Laufwerk. Einige SX-64 wurden auch um das zweite Laufwerk erweitert, nur ist das mit einigem Bastelaufwand verbunden, da im Gehäuse kaum Platz ist.

Aufgrund seines recht hohen Preises (ca. 3000 DM bei Markteinführung) wurde der SX-64 recht selten verkauft. Schätzungen gehen von etwa 30000 verkauften Einheiten während der von 1983 bis 1986 dauernden Produktionszeit aus. Wer ihn aber einmal gehabt hat, gibt ihn nicht mehr so schnell her :)

Screenshots
Das EinschaltbildSimon's BASICVisible Solar SystemInternational SoccerWizard of WorJack AttackJupiter LanderRadar Rat RaceSX64 Demo TitelSX64 Demo Daten
Zeitungsartikel
Datenblatt Commodore SX-64
Erscheinungsjahr: 1983
Ca. Neupreis: 3000,- DM
Prozessor: MOS 6510
Taktfrequenz: 0,985 Mhz in PAL-Rechnern
1,022 MHz in NTSC-Rechnern
Arbeitsspeicher: 64 KByte, davon 38911 Bytes unter BASIC frei
ROM: 20 KByte:
- Basic V2.0 (8 KByte)
- modifiziertes C64 Kernal ohne Taperoutinen (8 KByte)
- Zeichensatz (4KByte)
ROM kann bei Bedarf ausgeblendet werden, um die vollen 64 KByte als RAM ansprechen zu können.
Betriebssystem: Basic V2.0
Grafikchip: MOS 6567 / 6569 "VIC-II" (je nach Fernsehnorm)
Soundchip: MOS 6581 / 8580 "SID"
Ein-Ausgabechip: 2x MOS 6526 "CIA"
Tastatur: 66 Tasten, abgesetzt und an die vordere Gehäusefront montierbar
Gehäuseform: Portables Metallgehäuse
Eingebaute Laufwerke: 1541-kompatibles 5,25" Laufwerk
Anzeige: Eingebauter 5" S-Video Monitor
Externer S-Video Monitor
Externer Composite-Monitor
Erweiterungsmöglichkeiten: Modulsteckplatz
User-Port
Ein-Ausgabe: Modulsteckplatz
Userport
Zwei Joystick-Ports
SVHS und Composite-Monitoranschluß (beinhaltet auch Audio)
Serieller Port für Drucker und Diskettenlaufwerke